Mystisches Salzburg

Über der Kulturstadt Salzburg hängen die Nebelschwaden und es regnet. Ein Reisetagebuch in Bildern festgehalten. Sommer 2017.

BULLET JOURNAL

Mein neuer Wegbegleiter

Wenn man auf seiner Schuhsohle plötzlich ein Post-it findet, in einem seiner unzähligen Blöcke eine Notiz mit dem Vermerk „Sehr dringend“ nach Wochen wiederentdeckt oder gar vergessen hat, wohin man die Telefonnummer von der Person gekritzelt hat, die heute noch angerufen werden sollte, ist es Zeit für ein ausgeklügeltes Organisationssystem.

Seit Jahren führe ich schon sehr detaillierte Kalender und to-do-Listen, die einerseits meinen Alltag erleichtern und anderseits auch in einen Planungswahn ausarten können. Mittlerweile habe ich mich jedoch auf ein persönliches Mittelmaß für das Notieren von Aufgaben beschränkt. Denn alles nicht so Wichtige, erledigt sich ohnehin oft von ganz alleine. Termine hingegen finden sofort den Weg auf das Papier und werden somit immer im Auge behalten.

Bullet Journal | © Ruperta M. Steinwender
Bullet Journal | © Ruperta M. Steinwender

Bullet Journal – was?
Es ist ein Organisationssystem, das individuell an die eigenen Bedürfnisse angepasst wird. Dazu brauchst du nur ein leeres Notizbüchlein – je nach Vorliebe, kariert, liniert, punktkariert oder mit leeren Seiten, einen Stift sowie Motivation!

Warum ein Bullet Journal?
Besonders für Menschen, wie mich, die trotz der ganzen fortgeschrittenen digitalen Möglichkeiten nicht auf Papier und Stift, die Haptik und den Geruch, das Erlebnis – einen erledigten Task (eine Aufgabe) abzuhacken – oder auf das schnelle Kritzeln einer Notiz im Cafe oder in der Bahn verzichten wollen, ist es mehr als nur Lifestyle sondern Lebensqualität. Summa summarum ist ein Bullet Journal nur auf den ersten Blick ein weiterer Trend in der Lifestyleszene, auf den zweiten Blick ist es etwas Altes einfach neu gedacht. Und für viele eine weitere Möglichkeit mehr Achtsamkeit in ihren Alltag zu bringen.

Original Bullet Journal | © Ruperta M. Steinwender
Original Bullet Journal | © Ruperta M. Steinwender

Laut Bullet Journal (BuJo) wird empfohlen sich morgens Zeit zu nehmen, um den Tag zu planen und abends, um ihn Revue passieren zu lassen bzw. Aufgaben, die nicht erledigt wurden auf den nächsten Tag zu verschieben. Außerdem kann das BuJo auch als Sketchbuch, (Reise-)Tagebuch, usw. verwendet werden. Den Einsatzmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Ich verwende es neben dem klassischen Terminplaner, als Redaktionsplaner, als Sammlung meiner Ideen, als Kreativbuch, Zukunftsplaner und sogar als Dankbarkeitstagebuch.

Bullet Journal | © Ruperta M. Steinwender M. Steinwender
Achtsamkeit im Alltag | © Ruperta M. Steinwender

Weniger ist mehr
Natürlich muss jeder für sich selbst herausfinden, welche Methode er/sie als sinnvoll erachtet und zum eigenen Lebensstil passt. Grundsätzlich gilt jedoch das Credo „Weniger ist mehr“, um möglichst zeiteffizient das Bullet Journal zu nutzen. Ich teste, probiere und experimentiere nun schon einige Wochen damit und abgesehen vom System hatte ich mit meinen Notizheftchen leider Pech. Das erste hat sich nach nicht einmal einem Monat aufgelöst, das zweite war vom Handling her sehr unpraktisch und so habe ich mich für ein Original Bullet Journal entschieden. Im Grunde ist es egal, welches Notizbuch man dafür nimmt, es muss einfach praktisch sein und zusätzlich sollte man es durchaus gerne in die Hand nehmen. In diesem Sinn spielt auch die Ästhetik eine große Rolle. Und nicht nur das rein Äußerliche hat einen wichtigen Stellenwert, sondern auch das Innere, der Kern, dein Inhalt. Dazu gibt es auf YouTube unzählige Videos, wie zum Beispiel von Dani von „Dates mit Dani“.

Mein neuer Wegbegleiter | © Ruperta M. Steinwender
Mein neuer Wegbegleiter | © Ruperta M. Steinwender

Auch Bullet Journal hat seine eigenen YouTube-Kanal, wo nicht nur gestalterische Tipps weitergegeben werden, sondern auch wie man sein Journal strukturieren und verwalten kann.

Ich für meinen Teil bin sehr minimalistisch unterwegs, verzichte bis dato auf Verzierungen und Firlefanz. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass mir dieses Organisationssystem eine gute Basis bietet, meinen Tag nicht mit irrelevanten Aufgaben zu verplanen und meinen Fokus auf das Wesentliche zu setzen.

Retro-Chic: Urlaubsgrüße per Post

Wie das Schreiben von Ansichtskarten zu einem Reisetagebuch wurde

An manchen Orten sucht man vergeblich nach Geschäften, die Ansichtskarten verkaufen. Noch komplizierter wird es, wenn Briefmarken gesondert ersteigert werden müssen. Für eine Karten-Liebhaberin, wie mich, wurden diese Prozeduren über die Jahre zu einem Ritual, das denselben Stellenwert auf Reisen pflegt, wie kulinarische Neuigkeiten auszuprobieren oder Sehenswürdigkeiten zu begutachten. Egal ob es eine fancy oder eine vergilbte Karte aus dem letzten Jahrtausend ist, ich schreibe sie immer mit Wertschätzung.

Manchmal schwadroniere ich über Erlebtes, manchmal picke ich ein Ereignis heraus und erörtere es bis ins letzte Detail oder schreibe einen Grußtext, der nicht über das Wetter, die Matratzenqualität und das Gegessene hinausreicht, jedoch ausnahmslos immer mit Begeisterung. Das Schreiben von Ansichtskarten ermöglicht mir vor Ort, im Hier und Jetzt, einen Moment inne zu halten und die Zeit Revue passieren zu lassen.

Reisetagebuch

Während meiner Neuseelandreise und meiner erst kürzlich stattgefundenen Weltreise habe ich in Form von Ansichtskarten ein Reisetagebuch geführt. Beglückt wurde damit meine liebe Familie, die aus jedem größeren Ort eine Karte zugeschickt bekam. Solche Momentaufnahmen in Form eines Tagebuchs können natürlich auch an sich selbst gesendet werden. Somit kann die Reise ein zweites Mal vom Wohnzimmertisch aus erlebt und rekonstruiert werden.

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Wenn du dein Reisetagebuch mit den Memoires lieber länger präsent haben möchtest, kannst du den Verlauf der Reise auch an einen Ort anbringen, der dich gedanklich zurück in den Dschungel Costa Ricas, ins bunte Treiben Barcelonas oder in die Berge Chiles bringt.

Um einen Tagebuchcharakter zu gewinnen, versehe ich jede Ansichtskarte mit dem Datum, wann ich sie schreibe. Der Grund ist, dass der Poststempel mit Datum oft erst dann darauf kommt, wenn ich ein Postamt erhasche und in manchen Reisesituationen gezwungen bin, die eine oder andere Karte länger mit mir mitzutragen. Der Rückentext bietet neben den Schilderungen des Erlebten auch Raum für Skizzen, wie zum Beispiel eine Landkarte, wo man sich gerade befindet oder anderen kreativen Zeichnungen. Aber auch Schnipsel von Eintrittskarten, Flyer oder Zeitungen, die mit einem Klebeband gut fixiert werden, können eine gewöhnliche Ansichtskarte zu einer außergewöhnlichen Erinnerung verwandeln.

Grußtext | © Ruperta M. Steinwender
Ein kurzer aber prägnanter Grußtext.

Es muss auch nichts Spektakuläres sein. Hast du schon einmal eine Urlaubskarte einfach mit den Worten „Ich denke an dich!“ versendet? Oder eine Karte aus einer für dich besonderen Reisedestination an dich selbst adressiert: „Ich bin dankbar für diese Reise!“ Ich spiele mich auch sehr gerne mit der Handschrift auf der Kartenrückseite. Je nach Stimmung variiert sie und lässt mich von zuhause aus wieder in die damals erlebte Situation eintauchen. Auch Schreib-Fauxpas sollten dich nicht zum Verzweifeln bringen sondern zum Schmunzeln. Immerhin ist eine Karte eine Situationsaufnahme und hat keinerlei Anspruch auf Perfektionismus.

Ansichtskarten-Aufbewahrung | © Ruperta M. Steinwender
Bevor die Ansichtskarten im Papierchaos verschwinden, kannst du sie in einer eigens dafür gedachten Truhe sammeln. Eine solche Aufbewahrung ermöglicht dir auch alle anderen Erinnerungsstücke deiner Reise an einem Ort griffbereit zu haben.

Wenn dein Briefkasten schon lange keine Begegnung mehr mit einer Ansichtskarte gemacht hat, dann teile diesen Artikel mit deinen Freunden, die bei ihren nächsten Reisen bestimmt an dich denken!

Ruperta